Am Sonntag, den 26. September 2021, ging mit dem Konzert in Hadersbach der von Franz Schnieringer initiierte Zyklus auf historischen Orgeln des Landkreises Straubing-Bogen zu Ende. Die Reihe begann am 1. August in Hailing in der Kirche St. Pauli Bekehrung, wanderte dann nach Westen - Maria Opferung, machte an Maria Himmelfahrt Station in Obergraßlfing und dann nach Frauenhofen in "St. Georg" ein Woche Pause. Die zweite Halbzeit begann im Vorwald nördlich der Donau mit Pauli Bekehrung in Pürgl, St. Edigna in Hofdorf und Hl. Kreuz bei Windberg. Das Schlusskonzert fand in Hadersbach in der Kirche Maria Himmelfahrt statt.

 

8 Hadersbach Kopie

HailingProspektsechs regionale Orgelbaumeister2 Westen Web

Im Mittelpunkt der Konzerte standen aber nicht die zum Teil prächtigen, barocken Kirchen sondern die teils mehrere Jahrhunderte alten Orgeln, erbaut von Orgelbaumeistern der Region: Ludwig Edenhofer jun., in Hailing, aus dem Jahr 1915 - Ludwig Edenhofer sen., in Westen 1881 - Johann Heinßen, in Obergraßlfing 1836 - Jakob Schmid, in Frauenhofen 1903 - in Pürgl aus dem 16.-19. Jahrhundert - in Hofdorf: Barockorgel im Kern aus dem 17. Jahrhundert - Hechenberger, in Heilig Kreuz 1885 bei Windberg und schließlich Anton Ehrlich, in Hadersbach 1842.

Orgeln aus fünf Jahrhunderten

Die Orgel in Hofdorf wurde im Jahre 2017 von der Gemeinde Hunderdorf, der Eigentümerin der Kirche, mit großer Unterstützung des Bay. Landesamtes für Denkmalpflege, dem Bistum Regensburg, der Bay. Landesstiftung und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz von der Orgelbaufirma Vleugles renoviert. Aus der Festschrift: „...dass es sich bei dem vorhandenen Orgelbestand um ein herausragendes Denkmal für den barocken Orgelbau in Süddeutschland, dem auch überregional besondere organologische und denkmalpflegerische Bedeutung zukommt handelt ...“ und: „Die Orgel von Hofdorf ist ein ausgesprochenes Unikat. Sie ist durch einen wohl durchdachten Umbau geschaffen worden. So entstand ein Instrument, zu dem es kaum etwas Vergleichbares gibt.“

Die Orgel in Hadersbach - siehe Bild oben - verfügt von allen ausgewählten Orgeln bei einem Manual mit 8 Registern über deren größte Anzahl:
Manual C-f3, 54 Tasten, 8 Register: Principal 8´-Copel 8´-Gamba 8´-Octav 4´-Floete 4´-Quint 2 2/3´-Amorosa 2´-Mixtur 3fach, 1 1/3´ 
Pedal C-d1, 27 Tasten, 2 Register: Violonbaß 16´ - Octavbaß 8´. Die im Jahre 1917 konfiszierten Prospektpfeifen aus Zinn wurden wurden bei einer unter Leitung des Regensburger Eberhard Kraus, Domorganist, Orgelsachverständiger und Komponist, durchgeführten Renovierung wieder durch Zinnpfeifen ersetzt.

 

3 Obergraßlfing Web8 ausführende Künstler - Werke aus 5 Jahrhunderten4 Frauenhofen Web

Die Ausführenden der Konzerte waren allesamt professionell ausgebildete Instrumentalisten und Vokalisten: vier Organisten - Peter Hilger, Maria Loichinger, Franz Schnieringer, Stefan Seyfried, drei Sängerinnen - Julia Benkert, Maria Loichinger, Juliane Schenck und ein Cellist - Fred Flassig. Sie musizierten in der Regel Kompositionen aus nicht allgemein zugänglichen Notendrucken vom 15. Jahrhundert bis ins 20. Jahrhundert sowie aus Liedersammlungen, insgesamt von etwa 50 Komponisten. Der früheste Komponist war ein gewisser Conrad Paumann, geboren um 1410, gespielt in Hofdorf, der jüngste Hugo Distler, geboren 1908, ebenfalls gespielt auf der Hofdorfer Orgel. Natürlich kam auch Johann Sebastian Bach (1685-1750) auf das Pult mit einer "Fantasia sopra: Jesu, meine Freude - BWV 713", gespielt in Hadersbach von Maria Loichinger. 

Einen Großteil der Kompositionen der Konzerte hatte allerdings Franz Schnieringer ausgegraben und sie auch selber gespielt.

mediale Begleitung der Konzerte durch den Schlichtverein

Auf RePaLi - dem digitalen Heimatbuch des Schlichtvereins wurden die Konzertorte, die jeweiligen Orgeln digital begleitet, von allen Konzertorten sogar Live-Mitschnitte auf RePaLi eingestellt, darüber hinaus ausführliche Erläuterungen zur Bauweise einer Orgel, ihrer Intonation sowie Informationen zur Baugeschichte und Ausstattung einzelner Kirchen verfasst. Sicher erwähnenswert, dass ein vergleichbares Projekt des Labels Harmonia mundi - ORGANS OF The WORLD - mit Vol 1: Orgues of Sicile weit über das Straubinger Land hinausgreift.  Auf der anonymen Orgel aus dem Jahre 1547, restauriert im Jahr 2007, in der Chiesa di San Francesco d’Assisi, Castelbuono - eine der ältesten spielbaren Orgeln in Europa, spielt Arnaud De Pasquale u.a. die "Pavan dan Vers", in einem Ausschnitt auf der RePaLi-Webseite zu hören.

 

Gibt es in den nächsten Jahren eine Fortsetzung?

Mehrfach wurde von den zahlreichen Besuchern der Wunsch geäußert, dass ähnliche Konzertreihen der Kultur des Straubinger Landes gut zu Gesicht stünden. Da sei an die CD-Produktion des Kulturkreises Josef Schicht aus dem Jahre 1997 - Orgelimpressionen im Straubinger Land - erinnert. Höreindrücke davon gibt es unter: siehe Info. Allerdings möge man schon bedenken, welche großartige Leistung in diesem Jahr - immerhin im Orgeljahr 2021 mit dem Instrument Orgel des Jahres - Franz Schnieringer erbracht hat!

5 Purgl Web
6 Hofdorf Web

 

 7 HlKreuz Web