Diese Beitragsserie beschreibt die Besiedlung des 'Donaurandbruches' und darüber hinaus durch Kelten. Nach dem aktuellen Stand der Wissenschaften spricht man ab 800 v. Chr. von der Hallstatt-Kultur der Kelten, ab 500 v. Chr. von der Laténe-Kultur. Um 300 n. Chr. beginnt mit dem Rückzug der Römer zum Beispiel aus Rätien und dem Vordringen germanischer Stämme aus dem Norden und Osten ein gewisser Abwanderungsdruck nach Süden, aber längst haben 'keltische' und 'römische' Kultur begonnen, sich zu vermischen.

Es folgt hier anschließend eine grobe Beschreibung der Siedlungstätigkeit, dann eine Quellen- und Zeittafel. Eine Google-Map zeigt die Lage wichtiger Museen in diesem Raum. Die Beiträge behandeln dann "Wiederbesiedlung", "Leben & Wohnen", "Kunst & Handwerk", "Krieg & Frieden". "Vorstellungen vom Jenseits" und vom sog. "Untergang der Kelten".

Die Kelten-"Route" bezieht ihre Informationen ausführlichst aus archäologischen Papers, wissenschaftlichen Veröffentlichungen, Infomaterial spezieller Museen und natürlich aus Wikipedia. Falls mehrfach zitiert wird die Quelle mit Kürzel und Seite(n) angegeben, ansonsten bei der Zitation.

Hier also die Namens-Liste incl. Kürzel, welche ggf. ergänzt werden wird:

Schußmann, Dr. habil. Markus: Die Kelten in Bayern  - Archäologie und Geschichte, Pustet Regensburg, 2019 (SchuKinBy) bzw. (KiBy)

Tappert, Dr. Claudia: Kelten und Germanen in Straubing - in: Jahresbericht 106/2004 des Historischen Vereins Straubing, (TpHV) oder (Tp ...)

Diese Google-Karte ermöglicht einen schnellen Überblick zu wichtigen Museen mit Beiträgen zum Thema "Kelten" in der Schweiz, in Süddeutschland und in Österreich: einfach Hotspot auf der Google-Map nach 'Weiterlesen' anklicken!

  • Wieder-Besiedlung der Region des Donaurandbruches nach Ende der Würm-Eiszeit um 10 TJ vor unserer Zeitrechnung
  • um 800 v. Chr. archäologische Funde der sog. Hallstatt-Kultur, benannt nach dem österreichischen Hallstatt
  • um diese Zeit Übergang der Bronze- in die Eisenzeit, welches leichter zu bearbeiten ist
  • seither zahlreiche Waffenfunde, i.b. Schwerte
  • um 500 v. Chr. Übergang zur sog. Laténe-Kultur, benannt nach dem Schweizer Ort La Téne
  • bis zur Zeitenwende reichste Funde im gesamten 'europäischen' Raum
  • dennoch: die archäologische Wissenschaft verwendet "Kelten" oder "keltisch" eher als Sammelbegriff denn als Name eines Volksstammes

"keltisches" Leben und Wohnen ist auf zweierlei Arten überliefert:

antike - meist griechische - Quellen:

  • Polybios, 2. Jh. v. Chr.: griechischer Politiker und Historiker: Dörfer unbefestigt - Häuser ohne weitere Inneneinrichtung - schlafen auf Streu
  • Diodor, 1. Jh v. Chr.: Gekleidet in bunt gefärbte und bestickte Hemden - tragen Hosen, die sie ,bracae' nennen - Mäntel, welche auf der Schulter von einer Spange festgehalten werden, schwere im Winter, leichte im Sommer
  • Athenaois, um 100 v. Chr.: legen Heu auf den Boden und tragen das Essen auf Holztischen auf - Essen besteht aus wenig Brot, aber viel Fleisch, in Wasser gekocht und auf Kohlen oder am Spieß gebraten - essen mit Löwenappetit, wobei sie mit den Händen ganze Glieder greifen und davon abbeißen - ist Abbeißen schwierig, schneiden sie den Bissen mit dem Dolch ab - Kelten, die an Flüssen oder am Atlantik und am Mittelmeer wohnen, essen auch Fisch, und zwar gebraten, mit Salz, Essig und Kümmel - Öl gebrauchen sie nicht, weil sie wenig davon haben - Essen mehrere zusammen, so sitzen sie im Kreis beieinander, in der Mitte der Tüchtigste

archäologische Funde:

In diesem Kelten-Beitrag soll - im Wesentlichen - mithilfe "Die Kelten in Bayern" (SchuKiBy S. 183 u. 62) von Markus Schußmann Fragen zu Siedlungswesen und -struktur, Kleidung, Essen und Trinken, besonders in der Zeit der Laténe-Kultur, nachgehen. Das folgende Bild nach 'weiterlesen' zeigt nach Schußmann typische Haus-Bauten und Kleidung der späten Laténe-Zeit, also so um 100 v. Chr.

Keltisches Wirtschaften

Dieser ausführliche RePaLi-Beitrag "Kunst und Handwerk" handelt auch von Handel und Wandel, vom Wirtschaften und schließlich auch von Kunst und Musik.
 
  • ein allgemein aktzeptiertes Münzwesen: Voraussetzung für prosperienden Handel
  • BronzGBManchingManchinger Regenbogenschüsselchen im gesamten Gebiet der Kelten und darüber hinaus verbreitet

  • leistungsfähiges Eisenhütten- und Schmiedehandwerk (Video eines Schmelzofens in Hauptbeitrag)

  • Glasherstellung baut auf Rohglasimporte aus der Levante und aus Ägypten

  • Töpferhandwerk besonders in der Latène-Zeit in Hochblüte

  • kaum archäologische Funde zum sicher prosperienden Leder- und Textilhandwerk

  • handwerkliches Können als wichtige Grundlage der Landwirtschaft

  • Handwerk schafft durchaus kunsthandwerkliche Objekte bis hin zu abstrahierten Kunstgegenständen

  • Überlegungen zum 'keltischen' Musizieren und zu leider kaum überlieferten Sagen und Mythen

Gemeinhin gelten die Kelten als kriegerisches Volk. Doch stammt diese Einschätzung nicht von den Kelten selbst sondern von antiken Quellen oder aktuellen Keltenforschern:
 

Keltischer Krieger mit Speer beim Angriff macht Kriegsschrei lebensechte FigurDarstellung eines keltischen Kriegers im Keltenmuseum Salzburg - vergleichbare Darstellung bei der Keltenausstellung im Lokschuppen in Rosenheim im Jahr 1993

berittKriegerDarstellung eines fürstlichen keltischen Reiters bei Schußmann in "Kelten in Bayern", welcher durchaus friedliche Seiten keltischer Stämme betont

Beschreibung bei Polybios und Diodorus: "Sie stürzen sich in ohnmächtiger Wut wie wild auf den Gegner und geben ihr Leben hin, wenn sie von Wurfspeeren getroffen wurden". Diodorus: „Die meisten von ihnen verachten den Tod in solchem Maße, dass sie sich ohne Panzer, nur geqürtet - mit einem Schild als einzigem Schutz - in die Schlacht stürzen.“

Schon in der Frühzeit der Homininen konnten kultische Praktiken nachgewiesen werden. So ist nur zu verständlich, dass - hunderttausende von Jahren später - keltische Stämme auch zumindest bei der Bestattung ihrer Toten auf das "Jenseits" gerichtete Vorstellungen zur Tradition werden ließen. Sicherlich hatten aber jenseitige Vorstellungen Einfluss auf "Fest und Feier".
 
  • FurstengrabMitgift fürs Leben nach dem Tod für den "Fürsten von Hochdorf" - reiche archäologische Funde in ganz Bayern und darüber hinaus
  • Nachweis kultischer Feste anl. Yul-Fest (Wintersonnenwende) bereits zu Zeiten der neolithischen Revolution vor ca 8000 Jahren
  • keltischer Götterhimmel dicht besiedelt mit hunderten von Göttern, männlich und weiblich
  • Besonders prächtig wurde der 'Keltenfürst' von Hochdorf bestattet, Nachbau im Keltenmuseum Hochdorf: 
    Bildschirmfoto 2023 03 30 um 11.34.24Der Fund eines ungestörten frühkeltischen Fürstengrabs galt 1978/79 als
    archäologische Sensation, denn kaum einmal hat ein solch reich ausgestattetes Grab die Zeiten überdauert ohne beraubt zu werden.

 

 


In diesem Beitrag - geschrieben um Weihnachten 2019 -  soll also sowohl kultischen Feiern nachgespürt werden als auch Jenseitsvorstellung und vielleicht sogar ein 'Götterhimmel' gesucht werden:

Bereits um die Zeitenwende erfolgt etwa in Raetia ein gewisse kulturelle Assimilation der Kelten durch römische Kultur.
  • keine Vertreibung der angestammten Bevölkerung durch römische Besatzer
  • auch nach dem Rückzug der Römer im frühen 3. Jh n Chr. keine Flucht vor den einfallenden Germanenstämmen
  • Elemente keltischer Kultur - etwa das Yul-Fest - überleben Völkerwanderung, Hunneneinfälle und Christianisieerung im heutigen, im Mittelalter zur Blüte gelangten abendländischen Weihnachtsfest
  • keine Überlieferung keltischer Musik oder Literatur lässt Nachahmung keltischen Lebens als sehr fragwürdig erscheinen