Wiederbesiedelung der Region des Donaurandbruches nach den Eiszeiten

WuermEiszeitWährend der letzten Eiszeit in der Region des Donaurandbruches, der Würm-Eiszeit, betrug die Jahresmitteltemparatur - 3°C - zum Vergleich heute etwa 7°C. Zwar war das Donautal i.d.R. gletscherfrei, aber bewohnbar war diese Region vermutlich nicht. Erst in den Jahrtausenden nach Ende der Würmeiszeit vor ca 11.000 Jahren begann Zuzug. So konnten etwa im Gebiet von Oberschending eine beständige Besiedlung archäologisch nachgewiesen werden. Es war bereits vor über 7000 Jahren besiedelt. Neben dem fruchtbaren Boden waren es wohl die Überschaubarkeit der Umgebung und die Nähe zum Wasser des Irlbaches, die die Menschen der Jungsteinzeit dazu bewog, sich hier niederzulassen. Zeugen der Besiedlung sind zahlreiche Funde von Skeletten, Keramikscherben und Hüttenlehm. Aus der Zeit um 4000 v. Chr. wurden zahlreiche Funde im Bereich des Ortes Münchshöfen gemacht, was der Periode den Namen „Münchshöfener Kultur“ erbrachte. Teile der Funde aus dem Gemeindegebiet sind im Gäubodenmuseum Straubing zu besichtigen.

Das keltische Volk

Eine Internetquelle (Liste keltischer Stämme, abgerufen am 9.12.2019) führt 153 'keltische' Stämme auf, darunter die Boier (erst im Gebiet Rhein/Main/Donau, dann Boiohaemum (Böhmen und Norditalien), Hauptort Bononia (Bologna)), die Helvetier (im heutigen schweizerischen Mittelland sowie in Südwestdeutschland), die Taurisker und Vindeliker (am Ostalpenrand, im heutigen Kärnten und Slowenien) u.v.m.

Unter dem Begriff Gallier versteht man übrigens einen Sammelnamen, den Julius Caesar allen Stämmen gegeben hat, die im heutigen Frankreich lebten. Markus Schußmann problematisiert in KiBy S. 10/11 den Begriff der Kelten so: "Wir wissen nicht, ob sich die Bewohner Süddeutschlands in der Hallstatt- oder auch Laténe-Zeit selbst als Kelten ansahen. ... Was Archäologen erfassen können sind Wirtschaftsräume, Handelssysteme, technische Fähigkeiten, Kunstschaffen, religiöse Traditionen und soziale Differenzierungen als Merkmale von "Kulturen". Da die Schnittmenge dieser Merkmale durchaus subjektiv bewertet werden könne, lasse dies einen gewissen Spielraum, wann man erstmals von "Kelten" sprechen könne: Die einen sähen ihre "Entstehung" in der Entwicklung der Laténekunst im 5. Jh. v. Chr., andere mit den Veränderungen durch den mediteranen Einfluss während des 6. Jh. v. Chr.

Schußmann: "Es hat sich eingebürgert, 'Kelten' oder auch 'keltisch' als wissenschaftliche Begriffe aufzufassen."

Damit sind die vermeintlichen Kelten: "Druiden", "Asterix und Obelix" und "Gallier" der Autoren René Goscinny und Albert Uderzo endgültig modere Kunstfiguren geworden, aber höchst unterhaltsame! Ein Klick auf den Screenshot führt zu "Asterix der Gallier": Viel Spaß - wobei unklar ist, wie lange der Link aktiv sein wird. Aktuell - 28.11.2019 - ist er seit 11.08.2017 im Netz und hatte 1.663.319 Aufrufe!

Übrigens, ein gewisser Dr. Jochen Haberstroh, Hauptkonservator des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, problematisiert in ähnlicher Weise in: Germanische Siedlung zwischen Main und Donau den Begriff der "Germanen": "Waren die Germanen eine geschickte Erfindung Roms, so sind die damit aufgemachten und mit ihnen bestrittenen Ausstellungen und Medien eine nicht minder geschickte Erfindung des zeitgenössischen Kulturmarketings und Mediendesigns. Denn: Was für die Germanen gilt, gilt für die allermeisten ethnografisch überlieferten Stammes- und Völkerbezeichnungen in frühgeschichtlicher Zeit. In einer Zeit ohne eigene schriftliche Überlieferung wurden sie zur Projektionsfläche ihrerNachbarn mit schriftlicher Tradition."

 

Was bleibt also vom Begriff der "Kelten"?

Nach Tappert (TpHV S. 23) war wie viele andere Epochen in der Vorgeschichte des Menschen auch das erste Jahrtausend v. Chr. durch bedeutende Umwälzungen geprägt. Ab etwa 500 v. Chr. kam es in Mitteleuropa zu massiven gesellschaftlichen Veränderungen und im Zuge dieser Veränderungen zu bedeutenden Bevölkerungsverschiebungen. Diese Wanderungen waren die Ursache dafür, daß die Zone nördlich der Alpen zum ersten Mal in das Blickfeld der antiken Hochkulturen Südeuropas rückte und die im Norden lebenden Völker zum Gegenstand griechischer und römischer Geschichtsschreibung wurden. Es begann die Zeit der historischen Kelten und Germanen.

Anmerkung: Frau Dr. des. Claudia Tappert erhielt für ihre Ausarbeitung der Dissertation: „Die Gefäßkeramik des laténezeitlichen Siedlungsplatzes Straubing-Bajuwarenstraße“ im Jahr 2015 den Straubinger Hochschulpreis. Inzwischen hat sie zahlreiche Beiträge u.a. zur Geschichte der Kelten veröffentlicht, etwa eine Zusammenfassung des internationalen Kolloquiums "SIEDLUNGSDYNAMIK UND GESELLSCHAFT" zur keltischen Besiedlungsgeschichte im bayerischen Donauraum, Österreich und der Tschechischen Republik vom 2. – 4. März 2006 im Gäubodenmuseum Straubing, veröffentlicht in: JAHRESBERICHT DES HISTORISCHEN VEREINS FÜR STRAUBING UND UMGEBUNG - SONDERBAND 3, herausgegeben von Johannes Prammer, Ruth Sandner und Claudia Tappert, Straubing 2007

HallstattKulturVon "den Kelten" zu sprechen vermeidet also die archäologische Wissenschaft, nur von der "Hallstatt-Kultur" - ca 800 - 500 v. Chr - und von der anschließenden "Laténe-Kultur" bis knapp zur Zeitenwende.

 

interessante Links: kelten.de von ©2019 Travelwind®  - Keltenmuseum Hochdorf/Enz - ...

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