Valie Export (* 17. Mai 1940 in Linz), mit bürgerlichem Namen Waltraud Stockinger, ehemals Waltraud Höllinger, geb. Waltraud Lehner, ist eine österreichische Medienkünstlerin, Performancekünstlerin und Filmemacherin.

Leben
Waltraud Lehner wuchs in Linz mit zwei Schwestern als Tochter einer Kriegswitwe auf und ging in eine Klosterschule. Von 1955 bis 1958 besuchte sie die Kunstgewerbeschule ihrer Heimatstadt. Mit 18 Jahren heiratete sie und bekam im selben Jahr ihre Tochter Perdita. Nach der Trennung von ihrem Ehemann ging sie 1960 nach Wien und besuchte bis 1964 die Höhere Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt für Textilindustrie. Nach ihrem Diplom im Bereich Design ging sie in die Filmbranche und arbeitete als Script Girl, als Filmeditorin sowie als Komparsin.

Werk
Ab 1965 wendete sie sich vermehrt dem Medium Film zu und verfasste 1966 ein Drehbuch mit dem Arbeitstitel „AUS ALT MACHT NICHT NEU - ein versuch der sinnlosigkeit. metaphorische bildassoziation, Projekt“. 1967 nahm sie ihren Künstlernamen VALIE EXPORT als künstlerisches Konzept und Logo an, mit der Vorgabe, ihn nur in Versalien zu schreiben.

Expanded Cinema
Die frühen Arbeiten von Valie Export zeichnen sich insbesondere durch die Auseinandersetzung mit Feminismus, Aktionskunst und dem Medium Film – insbesondere Ende der 1960er Jahre mit der Bewegung des Expanded Cinema – aus. Eine ihrer bekanntesten Aktionen war das Tapp- und Tastkino. Gemeinsam mit ihrem neuen Partner Peter Weibel, dessentwegen sie ein Verhältnis mit Friedensreich Hundertwasser beendet hatte, realisierte sie es erstmals im Rahmen des 1. Europäischen Treffens der Unabhängigen Filmemacher in München. Bei dieser Performance auf öffentlichen Plätzen trug Export eine lockige Perücke, war geschminkt und trug über ihren nackten Brüsten einen Kasten mit zwei Öffnungen. Der restliche Oberkörper war mit einer Strickjacke bedeckt. Peter Weibel warb durch ein Megafon und lud die Schaulustigen zum Besuch ein. Diese hatten 33 Sekunden lang Zeit, mit beiden Händen durch die Öffnungen zu strecken und die nackten Brüste der Künstlerin zu berühren.

Valie Export sagte später zu dieser Aktion: „(…) das Tapp- und Tastkino – das war Straßenaktion, es war Feminismus, es war Expanded Cinema, es war Film; ich nannte das Tapp- und Tastkino damals auch Tapp- und Tastfilm. (…), denn ich sagte damals, jeder Mensch kann diese Filmaktion durchführen, Filminstallation ausführen, es gibt kein Original.“

Wiener Aktionismus
Obwohl sie durch ihre persönlichen Beziehungen direkten Kontakt zu den „Wiener Aktionisten“ hatte, betonte Export immer wieder die Unterschiede zu den Aktionen der Gruppe. Später sagte sie in einem Interview: „Ein Teil meiner Arbeiten ist sicherlich mit dem Wiener Aktionismus verbunden, obwohl es gravierende Unterschiede gibt. Ich fühle mich der ganzen Richtung des Aktionismus zugehörig, ich sehe mich, neben meiner Arbeit als Medienkünstlerin oder Filmemacherin, vor allem als Aktions- und Performancekünstlerin. Das würde ich aber nicht mit dem Wiener Aktionismus vergleichen, weil er von meinen Formen der Arbeit ästhetisch, inhaltlich und formal unterschieden war.“

1970 wurde ihr die Sorge für ihre Tochter aberkannt. Die Entstehung von VALIE EXPORT markierte die Künstlerin im selben Jahr in der Arbeit VALIE EXPORT – Smart Export durch die teilweise Überklebung einer Zigarettenpackung der zu jener Zeit sehr populären österreichischen Marke Smart Export mit dem Namenszug „VALIE“ und ihrem Porträt. Dieses wollte sie als feministische Kritik an patriarchal-kapitalistischen Zuschreibungspraktiken verstanden wissen: Bevor ein Eigenname die individuelle Einspeisung ins Marktgeschehen verdecke, werde er besser durch ein Logo ersetzt. Auch 1970 machte sie ihren Körper für die Arbeit „Body Sign Action“ zur Leinwand und ließ sich ein Strumpfband auf den Oberschenkel tätowieren.[18] 1972 trennten sich Peter Weibel und sie.

Mitte der 1970er Jahre bis heute

Der von VALIE EXPORT gestaltete und 2011 erstmals vergebene Österreichische Filmpreis
1977 nahm sie an der documenta 6 in Kassel teil. 1980 vertrat sie gemeinsam mit Maria Lassnig Österreich auf der Biennale in Venedig. 1985 wurde ihr Spielfilm Die Praxis der Liebe in der Kategorie Buch und Regie für den Goldenen Bären der Internationalen Filmfestspiele von Berlin nominiert. 1992 wurde ihr Werk im Rahmen einer Retrospektive in der Landesgalerie des Oberösterreichischen Landesmuseums in Linz erstmals in einer Einzelausstellung präsentiert, der viele weitere folgten. Gleichzeitig nahm seitdem die öffentliche Wahrnehmung ihrer künstlerischen Arbeit ab.

Von 1989 bis 1992 war VALIE EXPORT Full Professor an der University of Wisconsin–Milwaukee, School of Fine Arts, 1991 bis 1995 Professorin im Fachbereich Visuelle Kommunikation an der Hochschule der Künste Berlin. In dieser Zeit lernte sie auch ihren späteren zweiten Ehemann Robert Stockinger kennen. Von 1995/1996 bis 2005 war sie Professorin für Multimedia-Performance an der Kunsthochschule für Medien Köln. 2007 beteiligte sie sich mit Arbeiten sowohl am Rahmenprogramm der documenta 12 als auch an dem der Biennale in Venedig, wo sie zudem 2009 Co–Kommissärin des österreichischen Pavillons war.
VALIE EXPORT lebt in Wien.
Die Stadt Linz erwarb 2015 ihr Archiv und eröffnete am 11. November 2017 in der Tabakfabrik Linz das Valie Export Center. Ihr Vorlass gelangt damit in eine ehemalige Produktionsstätte des Unternehmens, dessen Marke Smart Export sie ihren Künstlernamen entnommen hat.

Auszeichnungen
1990: Preis der Stadt Wien für Bildende Kunst
1995: Skulpturenpreis der Generali Foundation
1997: Gabriele Münter Preis
1998: Österreichischer Würdigungspreis für Künstlerische Fotografie
2000: Oskar-Kokoschka-Preis
2000: Alfred-Kubin-Preis Großer Kulturpreis des Landes Oberösterreich
2003: Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien
2005: Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst
2009: Ehrendoktorwürde der Kunstuniversität Linz
2010: Großes Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich[23]
2011: Wiener Frauenpreis[20]

Installation Die Doppelgängerin (2010), ausgestellt im Schlosspark Belvedere
2014: Yoko Ono Lennon Courage Awards for the Arts mit Laurie Anderson, Mari

Quelle: Wikipedia