Joseph Schlicht wurde am 18. März 1832 in Geroldshausen in der Hallertau (Marktgemeinde Wolnzach) geboren. Seine geistliche Laufbahn führte ihn 1871 nach Steinach, wo er bis zu seinem Tod am 18. April 1917, also 46 Jahre lang, als Schlossbenefiziat wirkte. Als Volkskundler und Volksschriftsteller brachte es Schlicht zu großer Berühmtheit. Seine Veröffentlichungen wurden weit über Bayern hinaus bekannt und gerne gelesen. Ein Freundeskreis brachte dies auf einer Gedenktafel in der Steinacher Pfarrkirche mit folgendem Spruch zum Ausdruck: „Wie keiner kannte, liebte und schilderte er das altbayerische Bauernland“. Jahrelang bemühte sich der im Jahre 2002 aufgelöste Kulturkreis Josef Schlicht e.V. um Förderung von Kultur im Landkreis Straubing-Bogen. Sozusagen der Nachfolger dieses Kulturkreises ist der "Kulturförderverein Joseph Schlicht e.V.", der Herausgeber dieser Web-Publikation.
Der Landkreis Straubing-Bogen ehrt seit 1977 Persönlichkeiten, die sich besonders herausragende Verdienste um Heimat, Kultur und Brauchtum erworben haben, mit der Verleihung der Josef-Schlicht-Medaille.
Josef Schlicht nach einer Fotografie vom 3. Januar 1898, aufgenommen für seine Autobiographie und das "Niederbayern-Buch"
Bild: Archiv für Heimatgeschichte Steinach
Im April 2017 veranstaltete der "Schlichtverein", wie der "Kulturförderverein Joseph Schlicht" kurz genannt wird, drei Kulturtage zum Gedenken an den 100. Todestag:
- Uraufführung eines Films von Detlev Schneider über Leben und Wirken Schlichts
- "Schlichter Abend" mit Lesungen, Musik und G'sang
- Gedenkgottesdienst in St. Michael ind Steinach mit Charles Gounods Messe brève no. 7 in C
- Symposium "Heimatpflege in globalen Zeiten"
Schließlich ehrte die Raiffeisenbank Parkstetten, Zweigstelle Steinach, ihren damaligen Schriftführer mit mehreren Bronzeplastiken, geschaffen von Walter Veit-Dirscherl.
Unter anderem ein Reliefband über das bäuerliche Leben zu Schlichtszeiten. Veit-Dirscherl erläutert:
Auf dem Treppenabsatz sind zwischen fünf grob gespaltene Säulchen, eigentlich sind es typische "Moarstoana", wie sie unsere Feldgrenzen markieren, Broncereliefbänder gespannt. Die zwölf Szenen ordnen sich in vier Gruppen; sie schildern ohne strenge Systematik Szenen aus dem Bauernleben.
Die ersten drei Szenen könnte man mit Jugend oder Frühling ¸berschreiben. Im einzelnen zeigen sie eine Mutter mit Kind, die Buben mit den Palmbuschen in der Kirche und die Aussaat. Die zweite Gruppe könnte man Sommer, Arbeit und Reifezeit nennen, dargestellt in den Szenen Acker, Ernte und Ehehalten. Im dritten Reliefband wird der Herbst geschildert. Die Rüben und Kartoffeln werden geerntet, der Ödl stirbt, der Besuch der Gräber an Allerheiligen. Die vierte Szenenfolge hat den Winter und Weihnachten zum Thema. Der Bauer schlachtet den Weihnachter, die für das Fest gemästete Sau. Daneben ist der mitternächtliche Mettengang und der darauf folgende grofle Festschmaus mit den Blut- und Leberwürsten dargestellt.
Foto: pk