Keltenroute 2.0
Diese Beitragsserie behandelt "die Kelten", welche nach Schußmann eher nur als ein wissenschaftlicher Begriff als ein Volksstamm zu betrachten sind.
Ihr Lebensraum:
eine Zeitleiste:
- Details
- Kategorie: Kelten 2.0
Wiederbesiedelung der Region des Donaurandbruches nach den Eiszeiten
Während der letzten Eiszeit in der Region des Donaurandbruches, der Würm-Eiszeit, betrug die Jahresmitteltemparatur - 3°C - zum Vergleich heute etwa 7°C. Zwar war das Donautal i.d.R. gletscherfrei, aber bewohnbar war diese Region vermutlich nicht. Erst in den Jahrtausenden nach Ende der Würmeiszeit vor ca 11.000 Jahren begann Zuzug. So konnten etwa im Gebiet von Oberschending eine beständige Besiedlung archäologisch nachgewiesen werden. Es war bereits vor über 7000 Jahren besiedelt. Neben dem fruchtbaren Boden waren es wohl die Überschaubarkeit der Umgebung und die Nähe zum Wasser des Irlbaches, die die Menschen der Jungsteinzeit dazu bewog, sich hier niederzulassen. Zeugen der Besiedlung sind zahlreiche Funde von Skeletten, Keramikscherben und Hüttenlehm. Aus der Zeit um 4000 v. Chr. wurden zahlreiche Funde im Bereich des Ortes Münchshöfen gemacht, was der Periode den Namen „Münchshöfener Kultur“ erbrachte. Teile der Funde aus dem Gemeindegebiet sind im Gäubodenmuseum Straubing zu besichtigen.
Das keltische Volk
Eine Internetquelle (Liste keltischer Stämme, abgerufen am 9.12.2019) führt 153 'keltische' Stämme auf, darunter die Boier (erst im Gebiet Rhein/Main/Donau, dann Boiohaemum (Böhmen und Norditalien), Hauptort Bononia (Bologna)), die Helvetier (im heutigen schweizerischen Mittelland sowie in Südwestdeutschland), die Taurisker und Vindeliker (am Ostalpenrand, im heutigen Kärnten und Slowenien) u.v.m.
Unter dem Begriff Gallier versteht man übrigens einen Sammelnamen, den Julius Caesar allen Stämmen gegeben hat, die im heutigen Frankreich lebten. Markus Schußmann problematisiert in KiBy S. 10/11 den Begriff der Kelten so: "Wir wissen nicht, ob sich die Bewohner Süddeutschlands in der Hallstatt- oder auch Laténe-Zeit selbst als Kelten ansahen. ... Was Archäologen erfassen können sind Wirtschaftsräume, Handelssysteme, technische Fähigkeiten, Kunstschaffen, religiöse Traditionen und soziale Differenzierungen als Merkmale von "Kulturen". Da die Schnittmenge dieser Merkmale durchaus subjektiv bewertet werden könne, lasse dies einen gewissen Spielraum, wann man erstmals von "Kelten" sprechen könne: Die einen sähen ihre "Entstehung" in der Entwicklung der Laténekunst im 5. Jh. v. Chr., andere mit den Veränderungen durch den mediteranen Einfluss während des 6. Jh. v. Chr.
Schußmann: "Es hat sich eingebürgert, 'Kelten' oder auch 'keltisch' als wissenschaftliche Begriffe aufzufassen."
Damit sind die vermeintlichen Kelten: "Druiden", "Asterix und Obelix" und "Gallier" der Autoren René Goscinny und Albert Uderzo endgültig modere Kunstfiguren geworden, aber höchst unterhaltsame! Ein Klick auf den Screenshot führt zu "Asterix der Gallier": Viel Spaß - wobei unklar ist, wie lange der Link aktiv sein wird. Aktuell - 28.11.2019 - ist er seit 11.08.2017 im Netz und hatte 1.663.319 Aufrufe!
Übrigens, ein gewisser Dr. Jochen Haberstroh, Hauptkonservator des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, problematisiert in ähnlicher Weise in: Germanische Siedlung zwischen Main und Donau den Begriff der "Germanen": "Waren die Germanen eine geschickte Erfindung Roms, so sind die damit aufgemachten und mit ihnen bestrittenen Ausstellungen und Medien eine nicht minder geschickte Erfindung des zeitgenössischen Kulturmarketings und Mediendesigns. Denn: Was für die Germanen gilt, gilt für die allermeisten ethnografisch überlieferten Stammes- und Völkerbezeichnungen in frühgeschichtlicher Zeit. In einer Zeit ohne eigene schriftliche Überlieferung wurden sie zur Projektionsfläche ihrerNachbarn mit schriftlicher Tradition."
Was bleibt also vom Begriff der "Kelten"?
Nach Tappert (TpHV S. 23) war wie viele andere Epochen in der Vorgeschichte des Menschen auch das erste Jahrtausend v. Chr. durch bedeutende Umwälzungen geprägt. Ab etwa 500 v. Chr. kam es in Mitteleuropa zu massiven gesellschaftlichen Veränderungen und im Zuge dieser Veränderungen zu bedeutenden Bevölkerungsverschiebungen. Diese Wanderungen waren die Ursache dafür, daß die Zone nördlich der Alpen zum ersten Mal in das Blickfeld der antiken Hochkulturen Südeuropas rückte und die im Norden lebenden Völker zum Gegenstand griechischer und römischer Geschichtsschreibung wurden. Es begann die Zeit der historischen Kelten und Germanen.
Anmerkung: Frau Dr. des. Claudia Tappert erhielt für ihre Ausarbeitung der Dissertation: „Die Gefäßkeramik des laténezeitlichen Siedlungsplatzes Straubing-Bajuwarenstraße“ im Jahr 2015 den Straubinger Hochschulpreis. Inzwischen hat sie zahlreiche Beiträge u.a. zur Geschichte der Kelten veröffentlicht, etwa eine Zusammenfassung des internationalen Kolloquiums "SIEDLUNGSDYNAMIK UND GESELLSCHAFT" zur keltischen Besiedlungsgeschichte im bayerischen Donauraum, Österreich und der Tschechischen Republik vom 2. – 4. März 2006 im Gäubodenmuseum Straubing, veröffentlicht in: JAHRESBERICHT DES HISTORISCHEN VEREINS FÜR STRAUBING UND UMGEBUNG - SONDERBAND 3, herausgegeben von Johannes Prammer, Ruth Sandner und Claudia Tappert, Straubing 2007
Von "den Kelten" zu sprechen vermeidet also die archäologische Wissenschaft, nur von der "Hallstatt-Kultur" - ca 800 - 500 v. Chr - und von der anschließenden "Laténe-Kultur" bis knapp zur Zeitenwende.
interessante Links: kelten.de von ©2019 Travelwind® - Keltenmuseum Hochdorf/Enz - ...
- Details
- Kategorie: Kelten 2.0
Leben & Wohnen
"keltisches" Leben und Wohnen ist auf zweierlei Arten überliefert:
a: archäologische Funde
b: antike - meist griechische - Quellen
zu b:
- Polybios, 2. Jh. v. Chr.:
griechischer Politiker und Historiker: Dörfer unbefestigt - Häuser ohne weitere Inneneinrichtung - schlafen auf Streu - Diodor, 1. Jh v. Chr.:
Gekleidet in bunt gefärbte und bestickte Hemden - tragen Hosen, die sie ,bracae' nennen - Mäntel, welche auf der Schulter von einer Spange festgehalten werden, schwere im Winter, leichte im Sommer - Athenaois, um 100 v. Chr.:
legen Heu auf den Boden und tragen das Essen auf Holztischen auf - Essen besteht aus wenig Brot, aber viel Fleisch, in Wasser gekocht und auf Kohlen oder am Spieß gebraten - essen mit Löwenappetit, wobei sie mit den Händen ganze Glieder greifen und davon abbeißen - ist Abbeißen schwierig, schneiden sie den Bissen mit dem Dolch ab - Kelten, die an Flüssen oder am Atlantik und am Mittelmeer wohnen, essen auch Fisch, und zwar gebraten, mit Salz, Essig und Kümmel - Öl gebrauchen sie nicht, weil sie wenig davon haben - Essen mehrere zusammen, so sitzen sie im Kreis beieinander, in der Mitte der Tüchtigste - ...
zu a:
- Schußmann, dt. Historiker, *1971:
aus unterschiedlichen oder auch nicht vorhandenen Grabbeigaben Schema einer hallstattzeitlichen Sozialpyramide:
Dorfoberhaupt - Familienvorstand - Familienmitglieder - Unfreie u. Sklaven - Tappert, dt. Historikerin, *1968:
Grabungsfunde in Straubing: zwei große Frühlatené-Siedlungen in der Bajuwarestraße und am Asterweg - Bronzegefäß " syrische Situla", bisher einzigartig in der Zone nördlich der Alpen, verweist auf rege Handelsbeziehungen weit vor römischer Zeit, als syrische Bogenschützen im römischen Sorviodurum stationiert waren
- Details
- Kategorie: Kelten 2.0
Keltisches Wirtschaften
--- Dieser Beitrag "Kunst und Handwerk" handelt auch von Handel und Wandel, vom Wirtschaften und schließlich auch von Kunst und Musik. ---
Handelswege, Münzwesen, Maßsysteme
Nomadisch lebende Volksgruppen, also etwa Menschen des Neolithikums - der Jungsteinzeit, änderten im Bereich des Donarandbruches ihr Jäger- und Sammlerleben und wurden mehr und mehr sesshaft. So soll der fruchtbare Gäuboden und die fischreichen Gewässer um 6000 v. Chr. dauerhaft von sesshaften Menschen besiedelt gewesen sein. Sesshaftigkeit bedeutet einerseits, dass sich diese Gemeinschaften von regional verfügbaren Lebensmitteln ernähren konnten, dass aber auch Austausch von handwerkliche hergestellten 'Waren' über ein größeres Gebiet - also Handel - zunahm.
Für die Kelten etwa der späten Hallstattzeit Ha D um 550 v. Chr konnte Schußmann (SchuKiBy S. 250) nebenstehende Handelswege nachweisen. Eine wohl unverzichtbare Voraussetzung für Handel und Gewerbe ist die Entwicklung eines allgemein akzeptierten Münzwesens. So fanden Archäologen im Oppidum Manching in den 'Regenbogenschüsselchen' die keltische Münze "par excellence":
Dieser Fund von 483 Goldstateren ist nach Schußmann (SchuKinBy S. 279 ff) in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert:
- Der Wert eines goldenen Vollstaters - ca 8 Gramm - könnte ein Monatslohn eines Söldners gewesen sein.
- Statere wurde aber auch zu mehreren Hunderten 'thesauriert', waren also nicht unbedingt geläuffige Zahlungsmittel.
- Erst in der Latènezeit Lt C2 erfolgte die Stückelung des Statere bis hinzum Zweiundsiebzigstenstatere
Schließlich aber war für Handel und Wandel ein allgemein akzeptiertes Zahlungsmittel Voraussetzung, was dann etwa Bernward Ziegaus in "„Boische“ Münzen in Süddeutschland – Fremde Prägungen
mit überregionaler Gültigkeit?" - veröffentlicht in "Boier zwischen Realität und Fiktion
Akten des internationalen Kolloquiums in Český Krumlov vom 14.–16.11.2013" so beschreibt: "Bei den frühesten keltischen Münzen handelt es sich zunächst um imitative Erzeugnisse nach dem Vorbild des Goldstaters Philipps II. (Apollokopf/Zweigespann mit Wagenlenker). Miit ihnen sollte anfänglich vor allem eine Gleichwertigkeit des importierten und des selbst hergestellten keltischen Geldes erzielt werden.
... Das, was wir als dann als boische Münzen bezeichnen, scheint eine größere Region zu betreffen und nicht nur ein Stammesgebiet. Die von G. Dobesch gewählte Bezeichnung „Mitteleuropäische Boier“, die in den antiken Quellen als Bewohner an vielen verschiedenen Orten genannt werden, beschreibt dieses Phänomen recht gut."
Dr. Michael Nick von der Universität Basel stellt in "Am Ende des Regenbogens - Interpretationsversuche zu Hortfunden mit keltischen Goldmünzen" sehr grundlegende Überlegungen zu Ursachen der Niederlegung von Horten an: Link
Eine Nebenbemerkung: Anscheinend war schon vor mehr als 2000 Jahren eine einheitliche Währung eine gute Voraussetzung für eine prosperierende Wirtschaft, etwa durch leitstungsfähige Handwerksbetriebe.
Offensichtlich musste es zu Handel und Wandel auch ein anerkanntes Maßsystem für Münzen und Mengen gegeben haben, deren Messergebnisse sicherlich auch dokumentiert werden mussten. Allerdings hat man bisher kaum verbindliche Maßeinheiten für Längen, Massen und Volumina finden können. Schußmann (SchuKiBy S. 128 ff) erwähnt, dass etwa in Burgweinting oder Manching aus der jüngeren Latènezeit Belege für Waagen, Blei-'Gewichte' und Längenmaßstäbe gefunden werden konnten. Auch ein eisener Griffel aus Manching spricht dafür, dass Messergebnisse "schriftlich" - ledier vermutlich vergänglich auf Wachs - festgehalten worden sind. Doch gilt wohl weiter die Hypothese, dass keltische Stämme keine eigene Schrift entwickelt haben.
'keltisches' Handwerk
Schmiedehandwerk
Der Beginn 'keltischer' Kultur um etwa 800 v. Chr. liegt im Übergang von der Bronzezeit in die Eisenzeit. Obwohl "Eisen" leichter zu schmieden ist als "Bronze", mussten Bergleute und Schmiede schon einiges leisten: Eisen gab es zwar in der Oberpfalz, aber als Eisenerz. Zum Trennen von Erz und Eisen braucht es konstant 1200 °C. Dabei wird nicht etwa Erz geschmolzen, vielmehr wird das Eisenoxid im Erz durch das Kohlenstoffmonoxid im Brennofen zu metallischem Eisen reduziert, und zum Schmieden musste dann das gewonnene Roheisen auf an die 800 °C erhitzt werden. Der Schmelzpunkt von Eisen liegt etwa bei 1500 °C. Aber anstatt vieler Wort hier einfach ein Video mit einem Bergbau-Historiker und einer Gruppe von Schmieden im Keltendorf Landersdorf bei Thalmässing.
Der zweite Versuch brachte den Erfolg, eine Luppe (Eisenschwamm) mit schmiedbarem Eisen:
Die Schmiedleute der Kelten waren offensichtlich sehr geschickte Handwerker, wie etwa die Herstellung chirurgischer Instrumente sicherlich in Schmiedewerkstätten beweist, andererseits auch sehr kunstfertige Handwerker, ausweislich so mancher schmucken Fibel (SchuKiBy S. 282 u. 325):
Das Glashandwerk
Grundlage des hallstattischen Glashandwerks waren Rohglasimporte aus der Levante oder Ägypten(!) im 7. Jahrhundert vor Christus. Schwerpunkt der 'keltischen' Glasherstellung dürften im 5. Jh v. Chr. in Slowenien gelegen haben. In der Frühlatènezeit erfanden keltische Handwerker die Herstellung nahtloser Armringe. Details dieses 'Kunsthandwerks' sind bis heute ungeklärt.
Mühsam war es sicherlich auch, die in Zeiten der Völkerwandung verloren gegangene Technik der Glasherstellung erst im 12. Jh. n. Chr. wieder zu beleben:
"Der Bayerische Wald zählt zu den waldreichsten Mittelgebirgen Deutschlands und bestand noch bis zum 11. Jahrhundert aus Urwald. Das Gebiet wurde zwischen dem 11. und dem 14. Jahrhundert vor allem durch die Rodungs- und Urbarmachungstätigkeit der Grafen von Bogen und des Benediktinerklosters Niederalteich besiedelt.
Die Glasherstellung im Bayerischen Wald selbst hat bereits eine Geschichte von sieben Jahrhunderten. Eine der ältesten bayerischen Familien, die heute noch Glas herstellen ist die Familie Freiherr von Poschinger. Bereits 1140 wird der erste Poschinger urkundlich im Bayerischen Wald erwähnt. Im Laufe der Jahrhunderte betrieb die Familie Glashütten in Spiegelhütte, Buchenau, Oberzwieselau und Theresienthal. Das Glashüttengut und die Hütte in Frauenau konnten sich als einzige ihrer Art über Jahrhunderte hinweg erhalten."
Quelle: gobayern
Töpferhandwerk
Sesshaftigkeit bringt sicher den Zwang zu einer gewissen Vorratshaltung mit sich. So ist es nicht verwunderlich, dass schon die jungzeitlichen Siedler des Donaubruches uns tönerne Töpfe hinterlassen haben. In Fachkreisen ist die 'Münchshöfener Kultur' berühmt, welche jüngst - 12/2019 - das Dorf Münchshöfen, Gemeinde Straßkirchen, Landkreis Straubing-Bogen sogar in einem kleinen Museum präsentiert.
Einige tausend Jahre später - Münchshöfer K ca 4000 v. Chr bis 1000 v. Chr - führen 'hallstatter Kelten' das Töpferhandwerk nördlich der Alpen in der Hallstatt-Kultur ab 800 v. Chr. zu einer ersten Blüte, die allerdings nach Schußmann (SchuKiBy S. 313) in der späten Hallstattzeit einen Niedergang erlebte.
Doch blieben wohl die handwerklichen Fähigkeiten bis in die Frühlatènezeit erhalten und insbesonders die Verbreitung der schnell rotierenden Töpferscheibe schuf gestalterische Möglichkeiten, bestens geeignet für intensiven Handel und damit wohl auch Möglichkeiten für 'Kunst'-Handwerker, zu einem gewissen Reichtum zu kommen.
Schußmann beschreibt in Kelten in Bayern (SchuKiBy S. 315) einen sog. Kuppelofen:
"Während das im Hauswerk erzeugte Geschirr bis in die Latènezeit hinein mit den seit Jahrtausenden bewährten und ohne größeren Aufwand zu bewerkstelligenden Methoden des offenen Feldbrandes, des Meiler- oder Grubenbrandes gebrannt wurde, sind seit der späten Urnenfelderzeit auch eigens errichte te Töpferöfen überliefert. Aus Bayern kennt man sie z. B. aus dem Altmühltal oder auch vom Hesselberg. Am besten erhalten und dokumentiert ist jedoch ein Ofenbefund, der im Winter 1975/76 beim Autobahnbau am Elchinger Kreuz nahe Neu-Ulm freigelegt werden konnte (Abb. 405). Es handelt sich um einen runden, freistehenden Kuppelofen, dessen Basis aus dem anstehenden Lösslehm herausgearbeitet worden war.
Darüber hatte man aus Rutenflechtwerk und Lehm eine nur 5 cm dicke Kuppel aufgebaut. Die Befeuerung erfolgte durch vier Schürlöcher, welche sich kreuzweise gegenüberlagen, doch waren diese nicht alle gleichzeitig, sondern je nach Windrichtung jeweils zwei sich gegenüberliegende Offnungen benutzt worden. Der Feuerungsraum, auch Hölle genannt, war zur Isolation unten mit dicken Gefäßscherben ausgelegt worden. Oben schloss ihn eine 5 cm starke Lochtenne aus Lehm mit rund 1 m Durchmesser ab. Sie diente als Boden der Brennkammer, durch deren zahlreiche Löcher die Hitze strömen konnte."
Leder- und Textilhandwerk
Diese beiden Handwerksarten, wie auch die verschiedenen Holzhandwerke haben naturgemäß für Archäologen kaum Spuren hinterlassen: Leder, Stoffe und Holz hinterlässt in den Bodenschichten höchstens dunkle Spuren, Rekontruktionen sind eher Modelle der Art: 'So könnt' es gewesen sein'. Einzig metallene Werkzeuge oder etwa einem Webstuhl zuordenbare Tongewichte zeugen von diesen Handwerksbetrieben, wie eben auch von Zimmereibetrieben für den Hausbau, Wagnereibetrieben für den Fuhrwerksbau usw. (SchuKiBy S. 321 f)
Landwirtschaft
Eigentlich ordnen wir 'Landwirtschaft' nicht unter "Handwerksbetrieb" ein, aber ganz sicher wurde die von der Landwirtschaft erzeugte Nahrung fast ausschießlich in Handarbeit hergestellt. Dabei waren die in der Eisenzeit hergestellten eisernen Pflugscharen gegenüber solche aus Bronze sicher in der Bodenbearbeitung von Vorteil, ebenso eiserne Sicheln aus der späten Hallstattzeit. Die damit eingebrachte Getreideernte wurde aber nicht zu Müllereibetrieben gebracht sondern 'im Haus' gelagert und auch vermahlen. In der keltischen Landwirschaft wurden lt Schußmann bereits Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen und Pferd gehalten, teils als Zugtier, teils als Nahrungsquelle. Das Schlachtender der Tiere erfolgte in ländlichen Gebieten sicherlich auch beim Haus im Dorf, in größeren Oppida vielleicht auch bereits von Wandermetzgern. (SchuKiBy S. 276 ff) Auch Hunde konnten in keltischen Siedlungen nachgewiesen werden.
Kunst, auch Kunsthandwerk, Kultur
Nach Schußmann (SchuKiB S. 332) ist uns "zur Beurteilung des keltischen Kunstschaffens Erzeugnisse des Handwerks". Dabei soll nicht übersehen werden, dass das,"was Kunst sei", durch alle Zeiten umstritten war und bleiben wird: Versteht der 'Kunst schaffende' seine Tätigkeit als künstlerisch? Und: Begreift der Kunst-Konsument das Geschaffene auch tatsächlich als 'Kunst'?
In diesem Beitrag wird diese Frage nicht geklärt werden können, vielmehr soll obige Bildstrecke einige der handwerklichen Erzeugnisse zeigen, welche ganz sicher weit über ihre Gebrauchsfunktion hinaus hergestellt worden sind. Leider gibt es wohl keine Möglichkeit, literarische oder musikalische keltische Werke erlebar zu machen, auch wenn manche aus schottischer Volks-Musik 'Keltisches' heraushören oder so manche Mythenerzählungen durchaus auf keltische Sagen zurückgehen mögen.
Nebenstehendes Video mit gut einer Stunde "Entspannungsmusik" wird im Text so beschrieben:
"Die keltische Musik ist eine umfangreiche Musikgattung, die als Volksmusik eingestuft wird und aus musikalischer Tradition der keltischen Völker hergeleitet wird, die hauptsächlich das Gebiet von heutigem Irland, Wales, Schottland, England, Bretagne, Galicien und Asturien bewohnten. Die heutige keltische Musik ist meistens Nachahmung der irischen und schottländischen Volksmusik, die manchmal mit Shantys durchsetzt wird. Eines der bekanntesten Musikstücke, die zu dieser Gattung zählen, ist die irische Volksmelodie "Whiskey in the Jar".
Entspannungsmusik kann in Verbindung mit Waldgeräuschen eine ruhige Atmosphäre schaffen, insbesondere wenn man unter einem hohen Stress steht. Zögern Sie bitte nicht, sich für einen Augenblick an einen bequemen Platz zu setzen, die Augen zu schließen und dank unserer Musik sich für eine Zeitlang von unangenehmen Gedanken loszureißen. Das Rauschen des fließenden Wassers, feine Regengeräusche und Vogelgesang helfen bei der Entspannung einer sogar am meisten ermüdeten Seele. Vergessen Sie nicht, dass die Wiederherstellung des Geistes genauso wichtig wie die Regeneration des Körpers ist."
Leider bleibt während der ganzen Stunde Musik der Komponist - falls es ihn überhaupt gibt (bei 'Volksmusik' ja eher nicht) - sowie die Ausführende ebenso im Dunklen wie die Beantwortung der Frage, ob Kelten überhaupt musiziert haben. Schußmann zeigt auf 30 Seiten "Kunst" in SchuKiBy m. W. kein einziges Musikinstrument ...
Sollte jemand auf die Idee kommen, die - germanischen - Nibelungensagen auf keltische Sagen gründen zu wollen, so wird er den Nachweis wohl auf ewig schuldig bleiben müssen, handelt es sich bei den Nibelungensagen wohl um mittelalterliche Dichtung, und zwischen dem Verschwinden der Kelten und dem europäischen Mittelalter liegen einige Jahrhunderte und die Wirren der Völkerwanderung.
Cay Rademacher schreibt in GeoEpoche - Das Magazin für Geschichte - Link - über diese Saga: "Das Nibelungenlied wurde 1200 verfasst und scheint ein grausames Märchen zu sein. Und doch verbirgt sich hinter der Sage eine wahre Geschichte - vom Untergang zweier Germanenreiche".
Wer sich für die Nibelungensage wirklich interessiert müsste eigentlich nach Worms fahren: Link, aber dies wäre ein anderes Thema, auch wegen der Donaustadt Plattling mit seinen im zweijährigen Turnus stattfindenden Nibelungenfestspiele - 2020 .
- Details
- Kategorie: Kelten 2.0
Der Beitrag "Sie schlugen ihnen die Köpfe ab" von Berthold Seewald
"Sie schlugen ihnen die Köpfe ab und ..." - Mit dem lebensgroßen keltischen Krieger wirbt das Keltenmuseum im Sazburger Land. Dahinter stehen Schilderungen römischer Geschichtsschreiber, die sie bei der Eroberung keltischer Siedlungsgebiete um 15 v. Chr. wohl erlebt hatten: "Die Kelten schlugen ihren Feinden die Köpfe ab und hielten inmitten brennender Opferkörper Gelage ab."
Aber: Waren 'die Kelten' wirklich ein so grausames und kriegerisches Volk? Schußmann schreibt in seinem Kapitel: Kriegshandwerk und Bewaffnung
"Die Kelten waren berüchtigte, gefürchtete Krieger und als solche erscheinen sie bei den Autoren der Antike (Abb. 57). Etliche bewaffnete Konflikte dieser „Barbaren" mit Griechen und Römern fanden daher in der Geschichtsschreibung nicht bloß Erwähnung, sondern wurden aufgrund der ungewohnten Bewaffnung, eigenwilliger Kampfstrategien und bisweilen befremdlichen, mit Ritualen verbundenen Kampfesweise im Detail geschildert. Ihre kriegerische Einstellung charakterisiert Strabon folgendermaßen: „Das Volk, das man jetzt gallisch oder galatisch nennt, ist in der Gesamtheit kriegswütig und hitzig und rasch beim Kampf, doch im übrigen aufrichtig und nicht bösartig. Wenn man sie reizt, findet man sie gleich bereit zum Kampf, obgleich sie außer Kraft und Kühnheit keine Eigenschaften besitzen, die ihnen im Kampf förderlich wäre.“ Besonders anschaulich wurde dies bei den sog. Gaesaten, einer nackt in den Kampf ziehenden „Spezialtruppe“, von der Polybios berichtet, sie stürzten sich „in ohnmächtiger Wut wie wild auf den Gegner und gaben ihr Leben hin“, wenn sie von Wurfspeeren getroffen wurden. Ähnliches vermerkt auch Diodorus: „die meisten von ihnen verachten den Tod in solchem Maße, dass sie sich ohne Panzer, nur geqürtet (mit einem Schild als einzigem Schutz) in die Schlacht stürzen.“ Wohl aufgrund solchen Gebarens waren sie für Livius ein „... unbekannter Gegner, der von den Küsten des Ozeans und von den letzten Grenzen der Welt den Krieg nach Italien brachte“. Mehrfach wird erwähnt, dass der Glauben an ein Weiterleben nach dem Tod bei ihnen bis zur Todesverachtung führte und zu furchtlosen Kriegern machte. Daher ist es wahrscheinlich, dass auch andere Verhaltensweisen und ein bestimmtes Auftreten in der Schlacht – wie etwa die Nacktheit - auf religiöse oder magische Vorstellungen zurückgeführt werden können. In anderen religiösen Traditionen stehend und auch militärisch grundlegend anders organisiert, musste solches Verhalten den Gegnern freilich fremd und barbarisch erscheinen - insbesondere natürlich der keltische Kult um Schädeltrophäen." (SchuKiBy S. 63)
Vielleicht ist es aber doch lohnenswert, mit einem unverstellten Blick die Menschen dieses fast tausendjährigen Zeitraums zu betrachten, auch wenn die Archäologie eine riesige Anzahl von Dolchen, Schwertern, Lanzen, Pfeil und Bogen, Schilde, Helme, Panzer und auch Streitwagen finden und teils auch rekonstruieren konnte:
Das 'keltische Volk' besiedelte einen Raum, den wir nach heutigen Begriffen als EU-Raum beschreiben könnten: vom Westen (Irland, Schottland) bis in den Osten (über den Bosporus hinaus - Galater), vom Norden (norddeutsche Tiefebene bis zu den dortigen germanischen Völkern) bis in den Süden (Portugal, Norditalien).
In diesem weiten Gebiet trieben die einzelnen 'Stämme' - Schußmann will eigentlich nicht vom 'keltischen Volk' reden - intensiven Handel. Mit Wüstlingen, Barbaren, kriegslüsteren Burschen, "Halsabschneidern" - s.o. - wollte man damals und will man auch heute eigentlich nichts zu tun haben. Also kann man mal vermuten, dass manches Scharmützel mit Landbesetzern - z.B. den Römern, welche um 15 v. Chr. nördlich der Alpen einfielen - Verteidigung der "Heimat" war. Auch der Klimasturz um 400 v. Chr. zwang keltische Stämme zum Verlassen ihrer angestammten Siedlungsgebiete. Sie machten sich einfach auf die Suche nach kultuvierbarem Land. Archäologische Funde belegen (SchuKiBy S. 37), dass "Kontakte zwischen Kelten und Einheimischen nicht immer nur aus blutigen kriegerischen Auseinandersetzungen bestanden, wie sie von antiken Autoren geschildert werden. Vielmehr vermochten Alteingesessene und Neuankömmlinge durchaus, nebeneinander zu leben und sich kulturell auszutauschen." //Hört, hört!//
Auch aus diesem Blickwinkel heraus ist sehr zu bedauern, dass es 'Die Kelten' nicht zu einer eigenständigen Geschichtsschreibung gebracht haben. Dieses Bedauern gilt auch dem Aspekt, dass überlieferte Sagen und andere literarische Werke einen tieferen Blick auf dieses doch sehr geheimnisvolle Volk ermöglichen würden.
Links: Keltendorf Gabreta bei Ringelai/bay. Wald - Keltenmuseum Salzburg - höchst fragwürdig: keltisches Krieger-Armband - ...
- Details
- Kategorie: Kelten 2.0
Schon in der Frühzeit der Homininen konnten kultische Praktiken nachgewiesen werden. So ist nur zu verständlich, dass - hunderttausende von Jahren später - keltische Stämme auch zumindest bei der Bestattung ihrer Toten auf das "Jenseits" gerichtete Vorstellungen zur Tradition werden ließen. Sicherlich hatten aber jenseitige Vorstellungen Einfluss auf "Fest und Feier".
Mitgift fürs Leben nach dem Tod für den "Fürsten von Hochdorf" - reiche archäologische Funde in ganz Bayern und darüber hinausNachweis kultischer Feste anl. Yul-Fest (Wintersonnenwende) bereits zu Zeiten der neolithischen Revolution vor ca 8000 Jahren
Besonders prächtig wurde der 'Keltenfürst' von Hochdorf bestattet:
Bildquelle: ©Keltenmuseum Hochdorf/Enz - Grabkammer
In diesem Beitrag - geschrieben um Weihnachten 2019 - soll also sowohl kultischen Feiern nachgespürt werden als auch Jenseitsvorstellung und vielleicht sogar ein 'Götterhimmel' gesucht werden:
- 12.000 Jahre Weihnachten:
Sicherlich provoziert Gerald Huber mit diesem Buchtitel, wurde Christus doch erst vor gut 2000 Jahren geboren. Wer feierte damals also Weihnachten? Die Kelten sicher auch nicht, denn die Christianisierung des Abendlandes erfolgte ja noch später, vielleicht vor gut 1000 Jahren! Doch der Historiker Gerald Huber weiß, was er schreibt: Etwa 10.000 Jahre vor Christi Geburt lernten die aus dem Vorderen Orient zugewanderten Jäger und Sammler in der neolithischen Revolution Ackerbau und wurden etwa in Anatolien sesshaft. In Göbelki Tepe wurde nach der am verbreitetsten Hypothese ein steinzeitliches Bergheiligtum freigelegt.
Sicher weit vor dem Herstellungszeit etwa 2000 v. Chr. der Himmelsscheibe von Nebra konnten kundige Menschen den Lauf der Sonne vorhersagen und somit zur Wintersonnenwende die Wiedergeburt des Sonnenlichts feiern. Gut tausend Jahre später war dieses Wissen in der Region der Kelten sicher noch bekannt. Also gab es - so ist zu vermuten - in den Tagen der längsten Nacht und des kürzesten Tages ein keltisches Tag- und Nacht-Weihefest. Dieses Fest wird besonders in nordischen Ländern heute noch als YUL-Fest gefeiert. Laut Wilhelm Mannhardt (1831-1880, dt. Volkskundler, Mythologe und Bibliothekar), einem der Begründer der modernen Mythenforschung, wurde „bei der Einführung des Christenthums unter allen deutschen Stämmen das Julfest mit dem Christfeste vertauscht“ und mit dem Inhalt der neuen Religion erfüllt, wobei sich viele heidnische Festbräuche erhielten. Aber ursprünglich feierte das YUL-Fest ganz sicher das Wiedererscheinen der Sonne nach sonnenlosen Tagen nördlich des Polarkreises. Vgl. Gerald Huber: 12.000 Jahre Weihnachten, S. 24, 26, 30 uvam - oder: Link, BR-Video verfügbar bis: 27.11.2020 ∙ 10:10 Uhr - Schußmann bemüht sich in seinem Kapitel "Religion" (SchuKiBy S. 364ff) kenntnisreich, keltisches 'religiöses' Brauchtum aus archäologischen Befunden - obwohl relativ dünn gesät - herauszulesen:
- Die bei Neuburg a. d. Donau und am Osterstein bei Finningen freigelegten Brandopferplätze haben in der Bronze- und Urnenfelderzeit wohl größere Bedeutung gehabt. Schußmann zitiert K. Spindler:
"Die frühen Kelten übernahmen die Rituale von ihren Altvorderen und übten Bräuche nach überkommener Sitte aus ... Die jeweils exponierte Lage der Opferstellen wie auch die Übergbe der Spenden im emporsteigenden Flammenrauch weisen auf eine Verehrung überirdischer, himmlischer Götter hin." Geopfert wurden wohl auch ausgewählte Tiere, vielleicht auch Menschen. - Bisweilen können auch sogenannte Scherbentrümmerplätze freigelegt werden. Dabei handelt es sich um dichte Scherbenpflaster oder Scherbenpackungen mit oft auffällig klein zerscherbter Keramik.
- "Am meisten über religiöse Vorstellungen der Hallstattzeit verraten uns die Bestattungs- und Beigabensitten. ... Bestimmend war hier zuerst der Glaube an das Weiterleben der Verstorbenen in einer jenseitigen Welt. Wie auch immer man sich diese vorstellte und ob man eine Totenreise dorthin für nötig erachtete – der Darstellung der sozialen Stellung maß man höchste Priorität bei. Durch die umfänglichen Grabbeigaben und aufwändigen Grabhügelmonumente kennzeichnete man die Toten auf der einen Seite als Krieger oder reiche Damen, als prestigeträchtige Wagenfahrer oder auch als Gastgeber, deren Einfluss sich am Umfang des Speise- und Trankservices ablesen ließ und auf der anderen Seite durch einfache, beigabenarme oder -lose Bestattungen als abhängige oder minder begüterte Personen mit einer untergeordneten sozialen Position. Gleichzeitig könnten Speise- und Wagenbeigabe aber auch als Wegzehrung und Transport mittel für die Reise ins Jenseits aufgefasst worden sein. Ungeachtet dessen verdeutlicht das Vorkommen von Brand- und Körperbestattungen, dass man sich die neue jenseitige Existenz auch in anderen physischen Erscheinungsformen vorstellen konnte. Man fühlt sich unmittelbar an die freilich nicht zeitgenössischen Überlieferungen des Diodorus Siculus erin nert, der berichtet, dass die Kelten an die Unsterblichkeit der Seele und an eine spätere Wiedergeburt glaubten." (SchuKiBy S. 366)
- Der keltische Götterhimmel ist im Wesentlichen aus römischen Quellen überliefert: "Den Großteil des umfangreichen keltischen Pantheons werden sicherlich Gottheiten mit lokaler oder vielleicht auch regionaler Bedeutung und Bekanntheit ausgemacht haben. Einigen kam jedoch auch allgemeine Verehrung zu. „Alle Gallier rühmen sich von Dis Pater abzustammen und sagen, dies sei ihnen von den Druiden überliefert wor den ... Von den Göttern verehren sie am meisten Merkur. Von ihm gibt es die meisten Bilder, ihn hält man für den Erfinder aller Künste und einen Führer auf Wegen und Reisen. Man glaubt, er habe in Geld- und Handelsangelegenheiten den größten Einfluss. Nach ihm kommen Apollo, Mars, Jupiter und Minerva. Von diesen haben sie fast dieselbe Auffassung wie andere Völker: Apollo vertreibe Krankheiten, Minerva lehre die Anfänge des Handwerks und der Künste, Jupiter habe die Herrschaft über die Himmel, und Mars lenke die Kriege“, fasst Caesar zusammen, leider aber ohne die einheimischen Namen zu überliefern. Daher wird Dis Pater von verschiedenen Forschern mit den keltischen Gottheiten Taranis, Sucellos oder auch Cernunnos gleichgesetzt, Merkur und ebenso Mars mit Teutates oder Esus sowie Apollo u. a. mit Grannus und zahlreichen Lokalgottheiten. Diese Uneindeutigkeit hat ihre Ursache sicherlich nicht nur in der widersprüchlichen Quellenlage, sondern auch in den variierenden Aspekten und Zu ständigkeiten keltischer Gottheiten, denen die knappe Aufzählung Caesars sicherlich nicht gerecht wird. Keltische Gottheiten wurden häufig als Götterpaare verehrt, wodurch ihre zentrale Rolle als Spender der Fruchtbarkeit unterstrichen wird." (SchuKiBy S. 379)
Die Webseite: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_keltischer_Götter_und_Sagengestalten benennt für das Festland-Celtikum mehr als 100 männliche Gottheiten, u. a. für Noricum und Ost-Celtikum:
Latobius (Heil-, Hirten- und Totengott), Adsalluta (Flussgöttin, Göttin der Stromschnellen), Noreia (Mutter-, Bergbau- und Landesgöttin), Vibes (Quellgottheiten), Danuvius (Flussgottheit), Bussumarius (Sonnen- und Stammesgottheit).
- Die bei Neuburg a. d. Donau und am Osterstein bei Finningen freigelegten Brandopferplätze haben in der Bronze- und Urnenfelderzeit wohl größere Bedeutung gehabt. Schußmann zitiert K. Spindler:
- Details
- Kategorie: Kelten 2.0
Eigentlich beschreibt der Titel "Untergang der Kelten" die geschichtlichen Vorgänge nicht korrekt. Man sollte eher von Transformation oder Assimilierung schreiben. Also reden nicht mehr vom "Untergang der keltischen Kultur" sondern beschreiben, was so etwa von 200 v. Chr. bis 300 n. Chr. passiert ist. Ausgangspunkt ist die Besiedlung eines großen Gebietes in der frühen Latène-Zeit: siehe Graphik
Quelle : https://www.praehistorische-archaeologie.de/wissen/die-eisenzeit/latenezeit/
Als Gegenbewegung kann man die Ausbreitung des römischen Reiches über die Alpen hinweg nach Norden verstehen. Auch wenn die Eroberung etwa von Raetia im Jahr 15 v. Chr. durch seine Adoptivsöhne Drusus und Tiberius sicher ein kriegerischer Akt war, so wurde doch die einhemische keltische Bevölkerung nicht vertrieben, vielmehr arrangierte sie sich und eignete sich Aspekte durchaus vorteilhafter römischer Kultur an.
In den von den Römern eroberten Gebieten verschmolzen also nach der Zeitenwende mit zunehmender Romanisierung keltische und römische Kulturelemente zur relativ eigenständigen gallorömischen Kultur im Westen und der norisch-pannonischen Kultur im Osten.
Schon im 19. Jahrhundert wurde bekannt, dass sich auf dem Martberg im Pommern eine keltisch-römische Tempelanlage befand. Frühe Funde, die zum Teil heute im Landesmuseum Bonn oder im Landesmuseum Koblenz sind, belegten dies.
Nach dem Rückzug der Römer um 250 n. Chr. - (um 213 lässt Caracalla in Raetien die "Teufelsmauer", den steinernen Limes, gegen die Alamannen errichten - ca. 233 durchbrechen die Alamannen den obergermanischen Limes - 235 warnt die keltische Druidin Kaiser Alexander Severus, seinen Soldaten zu vertrauen und vor Hoffnung auf einen Sieg - 257 stürmen Germanische Stämme gegen den Limes und durchbrechen seine Schutzwirkung - ca. 260 geben die Römer den Limes auf) - 'erobern' germanische Stämme auch keltisches Land.
Mit diesem Einsetzen von Einfällen germanischer Stämme in die nordalpinen Provinzen des Römischen Reiches ab Beginn des 3. Jahrhunderts n. Chr. verdrängen östlich des Rheins und südlich der Donau germanische Einflüsse mehr und mehr die gallorömische und norisch-pannonische Kultur. Durch die nachfolgende weitgehende Übertragung der Verteidigung der nördlichen Reichsgrenze des Imperiums an germanische Söldner, die schrittweise Evakuierung der norisch-pannonischen Bevölkerung Richtung Italien und Byzanz sowie die zunehmende Ausbreitung germanischer Stämme bis nach Italien, Spanien und über die Grenzen des oströmischen Reiches hinaus geht noch vor dem Ende des weströmischen Reiches 476 n. Chr. die norisch-pannonische Kultur weitgehend in der Kultur der von Norden vorrückenden Germanenstämme auf. Im Bereich der Provinz Pannonien können sich letzte Reste der norisch-pannonischen Kultur noch für wenige Jahre erhalten, verschwinden jedoch spätestens zu Beginn des 5. Jahrhunderts mit der endgültigen Einnahme der römischen Provinz Pannonien durch die Hunnen.
Seit dem 3. Jahrhundert waren nördlich dieser Linie fränkische Gruppen angesiedelt worden, deren Oberhäupter nach und nach Führungspositionen im spätrömischen Heer einnahmen. Es folgten Einwanderungen fränkischer Familien in die gallorömischen, jetzt romanisch genannten Gebiete, die wahrscheinlich mehr und mehr die Oberschicht bildeten, die einheimische Bevölkerung aber nur überlagerten, nicht verdrängten. Nach dem Ende des weströmischen Reiches konnten die fränkischen Könige, die sich in der Nachfolge des Römischen Reiches sahen, am Rhein und in Gallien auf die von Gallo-Römern (Romanen) getragenen lokalen und regionalen Verwaltungsstrukturen, die teilweise noch funktionierten, zurückgreifen. Im Westen wurden die fränkischen Neusiedler nach und nach romanisiert, während im Osten bis zum Rhein die romanische, im Ursprung gallorömische Bevölkerung in den folgenden zwei Jahrhunderten zunehmend germanisiert wurde, also die Sitten und Sprache der zugezogenen Franken mehr und mehr übernahm. Das in römischer Zeit eingeführte Christentum überstand in den meisten Regionen südlich der oben genannten Linie den Kulturwandel. Letzte Reste der gallorömischen Kultur hielten sich in der Moselregion durch sprachliche Sonderformen und Sitten bis ins Hochmittelalter.
Quelle: Wikipedia
- Details
- Kategorie: Kelten 2.0