Bild- u. Textquelle: Planet Schule
Vor ca 10 Mio Jahren spaltete sich die Spezies der 'Affen' in die der Menschenaffen und die der Affenmenschen. Die Nachfahren der Menschenaffen sind etwa die Schimpansen, die der Affenmenschen sind wir, die Gattung des homo sapiens. In Afrika gab es mindestens acht verschiedene Australopithecus-Arten, die zum Teil dicht nebeneinander lebten. Der berühmteste Australopithecine ist eine Frau. Die Wissenschaftler, die ihre Knochen 1974 in einem wüstenhaften Landstrich Äthopiens entdeckten, tauften sie auf den Namen Lucy. Lucy gehört zur Art Australopithecus afarensis. Es handelte sich um Lebewesen mit einer Körpergröße zwischen ca. 1,30 m und 1,60 m. Das Hirnvolumen betrug 300 – 550 cm3 und entsprach damit in etwa demjenigen der heutigen Schimpansen.
Jesse Bering untersucht in "Die Erfindung Gottes", welche Rolle bei der Menschwerdung die sog. "Mentalisierung" spielte. Sie sei die Voraussetzung dafür, das Gegenüber überhaupt als Beobachter eigenen Tuns wahrzunehmen. Bering erzählt von eigenen Erfahrungen seiner Mentalisierung, von Ergebnissen ausgeklügelter Experimente, die Mentalisierung bei heutigen, in Käfigen aufgewachsenen Schimpansen nachzuweisen oder zu widerlegen. Er zitiert Darwin, Dawkins, Satre und viele Biologen, Evolutionesbiologen, Psychologen, Philosophen uvam.
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Erst im Kapitel "Gott als adaptive Illusion" - nach vielerlei Beiträgen zur "Mentalisierung" - kommt Bering ab Seite 223 von 281 Seiten auf den Erwerb der Mentalisierung unserer Vorfahren zu sprechen. Auch schickt er voraus, "wie das typische Verhaltensprofil unserer Vorfahren vor dieser Entwicklung ausgesehen haben dürfte". Vermutlich habe es dem Verhalten heutiger Schimpansen geähnelt. Auch, weil "wie alle aus der Evolution hervorgegangenen Merkmal oder Organe auch das menschliche Gehirn auf Vorläufern unserer tiefen Säugetiervergangenheit beruht."
Im RePaLi-Beitrag über die Besiedlung des Planeten durch den homo erectus wird anhand der Terra X-Doku "Aus Afrika in die ganze Welt: Die Besiedlung der Erde durch den homo erectus" - geschildert, wie der Australopithecus sediba vor rund zwei Millionen Jahren im Gebiet des heutigen Südafrika auf zwei Beinen seine Heimat verließ und sich auf den Weg nach Norden machte. Mentalisiert waren danach die "Sediba" in keiner Weise, erst auf ihren hunderttausende von Jahren dauernden Wanderungen brachte ihnen die Evolution u. a. bei, dass Kooperation besser als Konfrontation sei. Diese Erkenntnis ist sicher nur möglich, wenn man sich in 'sein Gegenüber' hineinversetzen kann.
Bering:"Diese Mentalisierung hatte enormen Überlebenswert, weil es unseren Vorfahren ermöglichte, einfühlend und sehr kooperativ zu sein, ganz zu schweigen von der gestärkten machiavellistischen und strategischen Fähigkeit, Konkruenten vorsätzlich zu täuschen."
Schließlich - so Bering - 'weiß' A, dass B über die selbe Fähigkeit der Mentalisierung verfüge, also er selber unter Beobachtung stehe. ... für viele repräsentiere Gott jenes unauslöschliche Gefühl, beobachtet zu werden ... also könne die Erfindung der Mentalisierung den Glauben an die Existenz einen 'Beobachter' erfunden haben ... schließlich also zu ERFINDUNG GOTTES.
Dass diese These heftigen Widerspruch hervorgerufen hat und immer noch hervorruft, versteht sich von selbst:
...
Hat man es aber bis zur letzten Seite 281 der "ERFINDUNG GOTTES" geschafft, erhält man sogar die Antwort darauf, wer denn dieser glühende Atheist Bering eigentlich ist. Die letzten drei Sätze sind es:
"Und dann stirbt man. Und das ist die Wahrheit. So war mir Gott helfe."
Jesse Bering: "Die Erfindung Gottes - Wie die Evolution den Glauben schuf", München 2011, ISBN 9783492053280 - aus dem Englischen von Helmut Reuter
Anmerkung Bisweilen knabbert man an der deutschen Übersetzung: "Ohne Mentalisierung gibt es einfach kaum Gründe, irgendetwas zu unterlassen, abgesehen von der körperlichen Präsenz eines dominanten Tieres, das einen angreift, wenn man es falsch angeht." - Das englische Original lautet: "..."